10. Vorschläge für Arbeitspläne der einzelnen Schuljahre

10.1. Grundkonzeption:
Abgesehen von der Sicherung der Buchstaben- und Lautfunktion, der Synthese- und Analysefertigkeit im ersten und auch noch in folgenden Schuljahren, steht die Begegnung mit Wortbildern und der Aufbau eines Grundwortschatzes im Vordergrund der Arbeit in der Grundschule. Dabei kommt es auf eine Vielfalt der Begegnungen und der Übungsmöglichkeiten mit dem einzelnen Wortbild an, die das Einprägen seiner Klang- und Schriftstruktur bewirken. Sinn des Übens ist es, die Wortbilder zu automatisieren und spontan abrufbar zu machen. Eine elementare Bedingung für Erfolg ist, dass dem Schüler genügend Übungszeit und gezielte Übungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
Solange der Schüler noch nicht schwerpunktmäßig einem oder einigen Auffassungsbereichen zugeordnet werden kann, sollte er beim Üben die Chance erhalten, in allen Funktionsbereichen arbeiten zu können, um damit einen breit gestreuten Ansatz für die verschiedenen Sinne zu bieten. Ebenso sollte – wo es notwendig ist – nicht auf gezieltes Wahrnehmungs-, und hier besonders Differenzierungstraining verzichtet werden.
Bei Darstellung von Wörtern und Sätzen gilt es, dem Schüler immer wieder vor Augen zu führen, dass Abschreiben in Kleinsteinheiten (Abschreiben einzelner Buchstaben) wenig fruchtbringend ist, sondern dass Wortbilder und Satzstücke als "Ganzes" aufgenommen und reproduziert werden sollten. Aufschreiben des ganzen Wortes, des gesamten Satzstückes aus dem Kurzspeicher-Gedächtnis bringt den besten Erfolg im Hinblick auf Einprägung von Orthographie.
Verstärkt sollten schließlich ab 4. Schuljahr die sprachlichen und logischen Elemente ins Spiel gebracht werden, die sich mit echter Chance als Hilfe für Orthographie anbieten:
Der Schüler erwirbt die Kenntnis und erfährt den Vorteil regelhafter Beziehungen.
Die verallgemeinerungsfähigen Aspekte werden bewusst gemacht: Das bedeutet, dem Schüler muss immer wieder gezeigt werden, dass gewisse Bausteine unserer Schriftsprache übertragbar sind auf andere Wortbeispiele (Morpheme/Signalgruppen, Reimwörter, Wortstämme der Wortfamilien ...). Morphemwörter hingegen müssen als selbstständige Einheit gesehen und erlernt werden (z.B. Vieh).
Die Arbeitsplanvorschläge für die einzelnen Schuljahre können natürlich nicht als starres System gesehen werden. Sie führen lediglich die spezifischen Rechtschreibnotwendigkeiten für Übungen an, die in den betreffenden Schuljahren be- und erarbeitet werden sollen. Dabei soll und kann innerhalb der einzelnen Rechtschreibbereiche nicht Vollständigkeit erreicht werden. Vielmehr sind die Wortbilder nach Häufigkeits- und Gebrauchswert auszuwählen. Auf welchem methodischen Wege und in welcher Systematik der Lehrer die verschiedenen Notwendigkeiten in seine Übungseinheiten einbaut, bleibt ihm freigestellt.

 

10.2. 1./2. Schuljahr – Schwerpunkt 1. Schuljahr

I. Sicherung der Buchstaben- und Lautfunktion im Zusammenhang mit dem Leselernprozess

1. Gesprochene Laute in Schrift umsetzten (Laut-/Buchstaben-Diktate).
2. Buchstaben in Laute umsetzen.
3. Erkennen bestimmter Laute und Buchstaben in Klang- und in Wortbildern.
4. Erkennen gleicher Laute und Buchstaben in Klang- und Wortbildern
5. Differenzieren ähnlich aussehender Buchstaben bzw. ähnlich klingender Laute.
6. Fehlende Buchstaben in geübten Wortbildern benennen und ersetzen.
7. Lokalisation von Lauten und Buchstaben in Klang- und Schriftbildern.
8. Erfassen und Darstellen von Konsonantenhäufungen: z.B. br (Braten, brechen); dr (drei, drehen, drauf).
9. Phonetisch exakte Aufnahme und Wiedergabe unterschiedlicher Konsonanten und Vokale.
10. Erkennen der Klanglänge und -kürze von Vokalen.

II. Festigung von Merkwörtern im Zusammenhang mit dem Leselernprozess

Der Merkwortschatz kann sich nach der Fibel richten und der Häufigkeit der in diesem Schuljahr verarbeiteten Wortbilder.
1 . Zuordnung Wort – Bild.
2. Zuordnung Wort – Wort (Erkennen gleicher Wortbilder unter anderen).
3. Zuordnung von Gestaltgipfel und Wortrest.
4. Wortveränderungen von Buchstaben am Wortanfang ergeben Reimwörter.
5. Synthese von Buchstaben zu Wortbildern:
a) Purzelbuchstaben ordnen,
b) Wortaufbau aus Einzelbuchstaben und Buchstabengruppen,
c) Wortlücken füllen,
d) Erfindung neuer Wörter durch Austauschen von … Vokalen,
e) Wortveränderung durch Austausch und Einbau eines anderen Vokals oder Konsonanten, als Endlaut (Ton – Tor).
6. Analyse von Wortbildern bzw. Analyse von Lauten/Buchstaben:
a) Wortabbau (und Wiederaufbau),
b) Lokalisation von Buchstaben – Lauten im Wort (z.B.: an wievielter Stelle steht das "g" im Wort "Regen"? – akustisch und visuell).
7. Wörter in ihre Klangteile zerlegen (Silben-Zusammensetzung).
8. Arbeit mit Morphemen:
a) Erkennen von Wörtern mit gleichen Morphemen (Bruder – Schwester – ... er),
b) mit ein- und demselben Morphem verschiedene Wörter bilden (el: Nadel, Nudel ),
c) Wörter nach ihren Morphemen ordnen:
dein, mein, Bruder, er, Mädchen, laufen, Nadel, Pudel, klein, immer, Wagen, Zettel.
9. Arbeit mit fibelkonformen Signalgruppen:
a) vorgegebene Signalgruppen in Wörtern erkennen,
b) Wörter nach bestimmten Signalgruppen ordnen,
c) Auf- und Abbau von Wörtern mit Signalgruppen.
10. Umsetzen von Klangbildern in Schriftbilder:
a) Silbendiktate,
b) Wortdiktate,
c) Kurzsatz-Diktate.

III. Erkennen erster Gesetzmäßigkeiten der Orthographie

Im Zusammenhang mit der Sicherung der Buchstaben- und Lautfunktion und der Festigung der Merkwörter begegnen die Schüler ersten Gesetzmäßigkeiten der Rechtschreibung:
1. Namen von Lebewesen (Personen. Tiere, Pflanzen) werden groß geschrieben!
2. Namen von Gegenständen werden groß geschrieben!
3. Am Satzanfang schreiben wir immer groß!

 

 

 

 

 

 

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Letzte Änderung: 25.5.98
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