Der Beitrag forscht den Diskursen nach, in denen sich kriminologisches Wissen bildet. Die Diskurse gabeln sich in solche, welche an praxisdienlichen empirischen Informationen über Kriminalität interessiert sind und andere, welche kritisch die sozialen Prozeduren der Herstellung von sozialem Ausschluss in den Blick nehmen. Diese Gabelung setzt Dissonanzen fort, welche eine konsistente "Disziplinarität" des Fachs verhindern und dieses zu einem Spielball jeweiliger wissenschaftlicher Moden machen. Eigenheiten spezifisch kriminologischer Diskurse bestehen in der verdoppelnden Re-Interpretation sozialer Diskurse über Kriminalität. Die bestätigende und die kritisch aufbereitende Rekonstruktion des Allgemeinverständnisses von Kriminalität folgen ähnlichen formalen Kriterien. Ob sich in solchen Vorgehensweisen und Konfliktfeldern genügend Gemeinsamkeiten finden lassen, ist eine offene Frage.
Schlüsselwörter: Wissenschaftliche Eigenheit, Formung der kriminologischen Diskurse, kriminologische Reproduktion sozialer Themen.
For criminology, reflecting its peculiarities is a demanding task, often exhausting in poorly justified claims. Mostly its topic is regarded as a factual reality open for any empirical science dealing with human nature and its social development. The topic of a discipline only becoming accessible by a specific methodical approach, the seemingly uniform criminological field is fragmented by accesses to reference sciences, which produce parallel, relatively independent versions of the field of research. Therefore it is necessary to follow the "discursive formation" (Foucault) of how "criminological" topics are formed. Despite the alternatives of a science using all evidence based knowledge in order to prevent criminality by state authorities on the one hand, and a critical science of social expulsion interested in the hidden agenda behind crime control on the other, there are similarities, as both do research by reproducing a social topic whose public perception changes between fear and fascination. The public perception of crime is redoubled and re-interpreted by criminology. Regarding the two ways of reconstructing the common sense of criminality, it is questionable whether there is enough reason for an expansive criminology able to embrace a whole intellectual world.
Keywords: Scientific originality, formation of the criminological discourse, criminological reproduction of social topics.
Beitrag
Kriminologie: Auslegungshilfe für ein Fachverständnis
Kriminologisches Journal (ISSN 0341-1966), Ausgabe 03, Jahr 2015, Seite 177 - 191
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Kriminologie: Auslegungshilfe für ein Fachverständnis
Kriminologisches Journal (ISSN 0341-1966), Ausgabe 03, Jahr 2015, Seite 177 - 191
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