Kriminologisches Journal

Kennzeichen des Gefährdens

Skizzen einer Ethnomethodologie des Sich-verdächtig-Machens

Zusammenfassung

Eine pre-crime-Gesellschaft muss vielfältige Zuschreibungsmuster entwickeln, die Verdächtigkeit erkennen und Kennzeichen des Gefährdens als solche interpretieren lassen. In einem ethnomethodologisch orientierten Überblick sind Verhaltensweisen, persönliche Merkmale und Signale beschrieben, die als solche Kennzeichen gelesen werden können, von allgemeinen Lebensstilen und äußerlichen veränderbaren Merkmalen einer Person über die Antizipation konkreter Tatsituationen bis zu äußerlichen unveränderbaren Merkmalen. Die Gesamtheit der Kennzeichen des Gefährdens wird als eine Form des predictive governing interpretiert.

Schlüsselwörter: Sich-verdächtig-Machen, Terrorismus, soziale Kontrolle, predictive governing

A pre-crime society has to develop multiple patterns of ascription to perceive suspiciousness and to interpret clues of endangering. From an ethnomethodological point of view, these patterns based on personal and life-style characteristics are described, mainly outward modifiable or unmodifiable features of the person and the ascription of preparing or immediately starting a (criminal) act. Taken together as a trend in contemporary societies, the ascription of specific patterns of behaviour signalling suspiciousness may be read as a form of predictive governing.

Keywords: making-oneself-suspicious, terrorism, social control, predictive governing