Zeitschrift für Pädagogik - Inhaltsverzeichnis
Jahrgang 48 – Heft 3 – Mai/Juni 2002

Essay


Thema: Betriebliche Weiterbildung      
317 Philipp Gonon

Der Betrieb als Erzieher – Knappheit als pädagogische Herausforderung

Zusammenfassung: Nicht nur die Auszubildenden, sondern alle Betriebsangehörigen sind einem starken erziehlichen Anspruch ausgesetzt, wenn es darum geht, sich auf ‚neue Anforderungen‘ der globalen Ökonomie auszurichten. Darüber hinaus wird auch dem Bildungswesen und der Gesellschaft insgesamt nahe gelegt, sich auf betriebliche Bedingungen einstellen: Umgang mit Knappheit, Flexibilität und – vermittelt durch das Vorbild des Entrepreneurs – Unternehmertum sollen auf Wechselfälle individueller, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen vorbereiten. Wir können demgemäß eine innerbetriebliche, intermediäre und gesellschaftliche Perspektive des Betriebes als Erzieher unterscheiden. Innovationsbereitschaft, Fähigkeit zur Teamarbeit und das Streben nach Effizienz sind die hierbei herausragenden Tugenden.

336 Karin Büchter

Betriebliche Weiterbildung – Ihre historische Kontinuität und Durchsetzung in Theorie und Praxis

Zusammenfassung: Die Aufmerksamkeit, die betriebliche Weiterbildung in der wissen­schaft­lichen Theorie und in der Berufsbildungspolitik während der letzten zwanzig Jahre erfahren hat, lässt sich nicht lediglich sachlogisch begründen, sondern sie ist Ergebnis einer kontinuierlichen historischen Entwicklung, in deren Verlauf sich das betriebliche Interesse an weitgehend selbst verwalteten Modi der Qualifizierung und Sozialintegration von Beschäftigten durchgesetzt hat. Anhand von einzelnen historischen Bausteinen aus Theorie und Praxis soll im Folgenden ein Einblick in Begründungen und Bemühungen zur industriebetrieblichen Bindung von Weiterbildung im 20. Jahrhundert – und zwar vor der erziehungswissenschaftlichen ‚Entdeckung‘ betrieblicher Weiterbildung in den 80er-Jahren – gegeben werden.


356 Peter Dehnbostel

Bilanz und Perspektiven der Lernortforschung in der beruflichen Bildung

Zusammenfassung: Die Lernortforschung gehört zu den disziplinären Kernthemen der Berufsbildungsforschung. Seit der Lernortkonzeption des Deutschen Bildungsrats in den 1970er-Jahren werden das Lernortkonzept und Ansätze einer Theorie der Lernorte kontrovers diskutiert, unterschiedliche Modelle von Lernortverbünden und Lernortkooperationen werden realisiert und analysiert. Auch die Erschließung und Gestaltung von arbeitsintegrierten Lernorten gewinnt angesichts der Renaissance des Lernens in der Arbeit zunehmende Bedeutung. In der Berufsbildung und betrieblichen Weiterbildung erfolgt eine Differenzierung, Pluralisierung und Entgrenzung von Lernorten. Lernende Unternehmen und Netzwerke sind der vorläufige Endpunkt dieser Entwicklung. In diesem Beitrag wird die Lernortforschung vor diesem Hintergrund bilanziert, und es werden Desiderate und Perspektiven aufgezeigt.

378 Volker Bank

Controlling betrieblicher Weiterbildung zwischen Hoffnung und Illusion – oder: Auch im Westen nicht viel Neues

Zusammenfassung: Dieser Beitrag liefert zunächst eine Übersicht über den Grundkonsens, der nach einer Analyse der aktuelleren im deutschsprachigen Raum wie in den angelsächsischen Ländern, in Frankreich und der Schweiz verfügbaren einschlägigen Veröffentlichungen deutlich geworden ist. Der Autor unternimmt im Folgenden den Versuch, seine eigene Kritik an der großen Zahl publizierter Patentrezepte zu Fragen des Controllings in der betrieblichen Weiterbildung nicht bloß zu aktualisieren, sondern auch zu überschreiten und konstruktiv die Suche nach der Möglichkeit eines Weiterbildungscontrollings zu erneuern.

Allgemeiner Teil        
398 Jürgen Reyer

Sozialpädagogik - ein Nachruf

Zusammenfassung: Mit Bezug auf die kürzlich erschienene zweite Auflage des „Handbuchs der Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ (erste Auflage 1984) sieht der Beitrag das Projekt einer disziplinären Sozialpädagogik unter dem Dach der Erziehungswissenschaft als gescheitert an. Der Beginn des Scheiterns wird nicht in neueren Entwicklungen gesehen, sondern in die Zeit der Weimarer Republik datiert. Damals begann jenes schwierige, bis heute nicht geklärte Verhältnis zwischen der ‚Fürsorgewissenschaft‘ (heute: ‚Sozialarbeitswissenschaft‘) und der Sozialpädagogik.

414 Hans Peter Henecka/Frank Lipowsky

Quo vadis magister? – Berufliche Wege von Lehramtsabsolventen

Zusammenfassung: Das Heidelberger Forschungsprojekt „Wege in den Beruf“ untersucht die beruflichen Wege baden-württembergischer Lehramtsabsolventen, die zwischen 1995 und 1997 ihr 1. Staatsexamen für Grund-, Haupt- oder Realschulen ablegten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass ungefähr die Hälfte aller Absolventen bis zum Frühjahr 2000 immer noch keine feste Stelle im staatlichen Schuldienst hatte. Gerade dieser Gruppe mit ihren teilweise höchst individualisierten beruflichen Um- und Neuorientierungen, aber auch den hier vorfindbaren offenen oder verdeckten Formen und Bewältigungsstrategien von Lehrerarbeitslosigkeit gilt das Hauptinteresse der Projektstudie.

Besprechungen
435 Heinz-Elmar Tenorth

Hélène Leenders: Der Fall Montessori. Die Geschichte einer reformpädagogischen Erziehungskonzeption im italienischen Faschismus
438 Marc Depaepe
Christine Hofer: Die pädagogische Anthroploige Maria Montessoris - oder: Die Erziehung zum neuen Menschen
442 Heidemari Kemnitz
Ann Taylor Allen: Feminismus und Mütterlichkeit in Deutschland, 1800 - 1914
446 Sabine Andresen
Petra Gester/Christian Nürnberger: Der Erziehungsnotstand. Wie wir die Zukunft unserer Kinder retten.
Susanne Gasche: Die Erziehungskatastrophe. Kinder brauchen starke Eltern

451 Habilitationen und Promotionen in Pädagogik 2001
489
Pädagogische Neuerscheinungen