Die öffentliche wie sozialwissenschaftliche Bezugnahme auf Entgrenzung ist gemeinhin mit dem Anliegen verbunden, auf eine Erosion gewohnter Ordnungslogiken und damit einhergehende Zumutungen, Ambivalenzen und Risiken aufmerksam zu machen. Zumeist schließt sich hieran die Frage an, wie diesen Entgrenzungsprozessen im Zuge sozialer Praktiken begegnet werden kann und auf welcher Grundlage sich eventuell neue und wünschenswerte Grenzen ziehen lassen. Der in diesem Beitrag fokussierte Begriff der Vulnerabilität fordert auf eigene Weise die Auseinandersetzung mit Grenzen heraus. Es kann angenommen werden, dass es auch bei dem Verweis auf Vulnerabilität um die Berücksichtigung oder Etablierung von Grenzen geht, da doch jede gewaltsame, sprachlich oder körperlich zugefügte Verletzung in gewisser Hinsicht auch als Grenzverletzung aufgefasst werden kann. Bei genauerem Hinsehen kann der Einsatzpunkt von Vulnerabilität jedoch darin gesehen werden, die Markierung von Grenzen und Unterschieden nicht nur einzufordern, sondern vermeintlich sichere Grenzziehungen in Frage zu stellen.
Beitrag
Vulnerabilität als Grenzbegriff
Zeitschrift für Pädagogik (ISSN 0044-3247), Ausgabe 1, Jahr 2022, Seite 42 - 49
Vulnerabilität als Grenzbegriff
Zeitschrift für Pädagogik (ISSN 0044-3247), Ausgabe 1, Jahr 2022, Seite 42 - 49
10.3262/ZP2201042
Carsten Bünger, Vulnerabilität als Grenzbegriff (2024), Beltz Juventa, 69469 Weinheim, ISSN: 0044-3247, 2022 #1, S.42
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0044-3247
Beltz Juventa