Persistente Bildungsungleichheiten bilden seit Jahrzehnten den zentralen Gegenstand bildungssoziologischer Debatten. Ihre Erforschung hat sich lange Zeit im Spannungsfeld von Rational-Choice-Modellen und bourdieuschen Habitus-Feld-Analysen bewegt. Vor diesem Hintergrund rückt dieser Beitrag sozialtheoretische Verschiebungen in den Fokus, die sich mit der (neo-)pragmatischen französischen Soziologie für eine sozialkritische Bildungsforschung ergeben. Als zentraler Gegenstand einer solchen Forschung werden Prüfungen ausgemacht, die es sozialen Akteur*innen erlauben, in ungewissen Situationen Wahrheits- und Gerechtigkeitsentscheidungen zu treffen. In Bildungskontexten spielen insbesondere Potenzialprüfungen eine Schlüsselrolle, weil in ihnen die Kernaufgabe von Schule zum Ausdruck kommt, ausgehend von einem grundlegenden Gleichheitspostulat biographisch folgenreiche Ungleichheiten herzustellen und zu legitimieren. Potenzialprüfungen sind allerdings mit einer fundamentalen Schwierigkeit konfrontiert: Ihr Gegenstand ist per definitionem nicht prüfbar. Der politische und pädagogische Umgang mit dieser Unmöglichkeit erweist sich als Ansatzpunkt zum Verständnis von Praktiken, die Bildungsungleichheiten auf Dauer stellen, die allgemein bekannt, umfassend erforscht und breit als ungerecht anerkannt sind.
Beitrag
Zur folgenreichen Unmöglichkeit, Potenziale zu prüfen
Zeitschrift für Pädagogik (ISSN 0044-3247), Ausgabe 6, Jahr 2024, Seite 758 - 774
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Zur folgenreichen Unmöglichkeit, Potenziale zu prüfen
Zeitschrift für Pädagogik (ISSN 0044-3247), Ausgabe 6, Jahr 2024, Seite 758 - 774
10.3262/ZP2406758
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