Der Beitrag rekonstruiert die initiale Institutionalisierung einer Luxemburger Maison Relais pour Enfants am Fall einer Krisenbewältigung als organisationalem Lernprozess. Der Fall setzt sich aus den komplexen Beziehungen zwischen einem Kind (welches die Krise auslöst), den Eltern des Kindes und der frühpädagogischen Einrichtung als sich verändernder Organisation zusammen. Zunächst werden organisationssoziologische Bezüge (Wandel, "lose Kopplung") theoretisch aufbereitet, im Lichte von Ethnografien pädagogischer Organisationen diskutiert und mit Blick auf Anwendungen in pädagogischen Feldern (Organisationsentwicklung) kritisiert. Aus diesen Diskussionen werden Konturen einer organisationsethnografischen Methodologie entwickelt. Die anschließende prozessuale Darstellung der organisationsethnografischen Fallstudie liefert die Grundlage für zum Schluss folgende analytische Abstraktionen, welche organisationssoziologische Theoreme für frühpädagogische Einrichtungen differenzieren und an kindheitssoziologische Fragen anbinden. Dabei werden sowohl die über institutionelle Praktiken in den Alltag selbst integrierten Anpassungsleistungen der pädagogischen Organisation, als auch der konstitutive Beitrag der Kinder zum Gelingen (bzw. auch Misslingen) des organisationalen Alltags augenscheinlich.
Schlüsselwörter: Organisationales Lernen, Organisationsethnografie, Institutionalisierung, Frühpädagogik, Kindheitssoziologie
The article reconstructs the initial institutionalisation of a Luxembourgian Maison Relais pour Enfants by analysing its coping with a crisis as a process of organisational learning. The case encompasses the complex relationships between a child (who triggers the crisis), the child´s parents and the childcare centre as an organisation under change. First, some pertinent organisation-sociological references (change, "loose coupling") are worked up theoretically, discussed in the light of ethnographies of pedagogical organisations, and criticised with respect to applications in pedagogical fields (organisation development). These discussions lead to tentative outlines of an organisational ethnographic methodology. The following processual presentation of the organisational ethnographic case study yields, finally, the basis for some analytic abstractions which elaborate organisation-sociological theorems with regard to early childcare institutions and connect them with questions of the sociology of childhood. Thereby, both the organisation´s adaptive performances, which are integrated into the everyday life by way of institutional practices, and the constitutive contribution of the children to the success (or failure, respectively) of the organisation become apparent.
Keywords: Organisational Learning, Organisational Ethnography, Institutionalisation, Early Education, Sociology of Childhood
Beitrag
Organisationales Lernen "vom Kinde aus"? Eine organisationsethnografische Fallstudie zum secondary adjustment einer frühpädagogischen Einrichtung
ZSE Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation (ISSN 1436-1957), Ausgabe 1, Jahr 2013, Seite 42 - 61
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Oliver Schnoor / Claudia Seele