Zusammenfassung: Die Erkenntnis, wonach Diskriminierungen nicht nur eindimensional, sondern häufig mehrdimensional wirken, hat in den vergangenen Jahren Eingang in das internationale wie nationale Recht gefunden. Je nach Diskriminierungskategorie und Regelungsbereich gelten allerdings unterschiedliche Schutzniveaus. Mehrdimensionale Diskriminierungen vollziehen sich nicht nur additiv, sondern auch intersektional. Sie vollziehen sich oft in Form mittelbarer Diskriminierungen. Diese sind im Einzelfall allerdings schwer zu erkennen und nachzuweisen. Da sich nur wenige Menschen gerichtlich gegen individuell widerfahrene Diskriminierung wehren, setzt Antidiskriminierungsrecht zunehmend auch an den strukturellen Ursachen von Exklusion an. Die UN-BRK verpflichtet darum die Entscheidungsträger in der Politik, Verwaltung und Justiz, sich nicht länger einseitig an den Perspektiven, Interessen und Bedarfen dominierender Gruppen zu orientieren, sondern der Diversität innerhalb der Bevölkerung Rechnung zu tragen und hierzu auch die Privatwirtschaft in die Verantwortung zu nehmen. Um mehrdimensionale Diskriminierung zu überwinden, gilt es, "Inklusion" als Prozess zu verstehen, der auf den Abbau aller Formen von gesellschaftlicher Ausgrenzung, d. h. auch auf die Überwindung geschlechts- und altersspezifischer Machtverhältnisse und rassistischer Diskriminierung zielt.
Schlüsselwörter: Behinderung, Diskriminierung, Geschlecht, Intersektionalität, mehrdimensionale Diskriminierung, mehrfache Diskriminierung, mittelbare Diskriminierung. Recht, Gesetz, UN-Behindertenrechtskonvention
Abstract: Intersectionality has become a current issue in the discourse of equality law and policy in Germany, in the European Union and in international law. Socio-legal analyses make clear, that discrimination often is not based on a single ground, but on the complex intertwining of gender, "race", disability and other categorizations. The term "multidimensional discrimination" is used to describe all different forms of discrimination which are based on more than one ground. There is a need to distinguish between additive, compound and intersectional discrimination. Law needs to not only address direct but also indirect discriminations. A serious judicial obstacle in litigation is the lack of statistics desegregated along intersectional lines to produce evidence, that indirect multidimensional discrimination occurred. This might be one reason, why hardly anyone takes legal action. But the practical effect of anti-discrimination law is not limited to individual litigation. Anti-discrimination Law does also initiate and enforce structural changes. The Convention On the Rights of Peoples with Disabilities requires all decision makers in politics, administration and law to consider the diversity of populations in all public and private sectors of society. To address multidimensional discrimination successfully, inclusion needs to be understand as a process, that is aimed not only at the overcoming of barriers and prejudices, with which people are confronted because on their physical or mental disabilities. How and where they are discriminated against and how they might cope with this, does depend on their whole life situation, capabilities and their opportunities for social participation, which are also influenced by gender, age, their residential status, color of skin and/or sexual orientation. Recognizing the mutual interaction of impact of those categorizations, we need to overcome not only ableism but develop a intersectional approach to overcome social hegemony.
Keywords: disability, discrimination, gender, intersectionality, multidimensional discrimination, multiple discrimination, indirect discrimination, law, legal, Convention On the Rights of Peoples with Disabilities
Beitrag
Intersektionalität und Diskriminierung
Sonderpädagogische Förderung heute (ISSN 1866-9344), Ausgabe 02, Jahr 2015, Seite 152 - 164
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Intersektionalität und Diskriminierung
Sonderpädagogische Förderung heute (ISSN 1866-9344), Ausgabe 02, Jahr 2015, Seite 152 - 164
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