Die Soziale Arbeit hat eine lange Tradition im Umgang mit Vielfalt und Differenz. Ihre Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte ist von Beginn an eng verknüpft mit soziokulturellen und strukturellen Unterschieden, sie gehören zu ihrem Handlungsalltag. Gleichwohl ist die Frage nach diversity-Kompetenzen, nach den notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit gesellschaftlicher Heterogenität aktueller denn je. Das Feld der Weiterbildung in diesem Bereich boomt, die Hochschulen integrieren verpflichtende Module in ihre Curricula, ein Fachdiskurs mit einer zunehmenden Anzahl an Publikationen hat sich etabliert. Woran liegt das? Hat die Soziale Arbeit trotz langer Tradition noch keine geeigneten Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit Vielfalt und Differenz gefunden? Zeigt sich hier eine professionelle Schwachstelle, die angesichts sich beschleunigender Prozesse gesellschaftlicher Pluralisierung besonders deutlich wird und auf Bearbeitung drängt? Oder sind die herkömmlichen Antworten überholt? Bedarf es heute neuer Lösungen? Am Beispiel des theoretischen Diskurses und der Praxis der Sozialen Arbeit mit Migrant/-innen lässt sich beobachten, dass zentrale Prinzipien der Profession nicht gleichermaßen auf diese Adressatengruppe angewendet werden. Ist ihr in der Regel der Blick auf das Individuum in seinem sozialen Umfeld besonders wichtig, greift sie hinsichtlich der Problemanalyse bei Menschen mit Migrationshintergrund vielfach zu kollektiven, herkunftsbezogenen, meist kulturell oder religiös begründeten Erklärungsmustern. Auch der Blick auf Ressourcen verliert sich oftmals in einer einseitig defizitären Sicht, die Migrant/-innen als extrem problembelastet wahrnimmt. Soziale Arbeit hat außerdem ihren theoretischen Bezugsrahmen für ihr Handeln im Kontext von Vielfalt und Differenz nicht ausreichend weiterentwickelt. Dies betrifft vor allem die theoretische Schärfung von alltagssprachlich vieldeutigen Begriffen wie Kultur und interkulturelle Kompetenz. Im Folgenden werden nach einer kurzen Einordnung der Begriffe Vielfalt und Differenz in den Kontext von Gesellschaft und Soziale Arbeit einige Ansätze vorgeschlagen, die die Perspektiven der Sozialen Arbeit ergänzen und dazu beitragen sollen, theoretisches und methodisches Wissen im Umgang mit Heterogenität weiterzuentwickeln. Die Überlegungen beziehen sich auf drei Aspekte: 1) die Sichtweise der Sozialen Arbeit auf ihre Adressat/-innen, 2) ihr Verständnis von kompetentem Handeln, das sich der Grenzen von rezeptologisch aufbereitetem Handlungswissen stärker bewusst sein muss und 3)?die Ergänzung ihrer theoretischen Grundlagen um einen erweiterten Kulturbegriff, der kulturelle und strukturelle Lebensbedingungen integriert.
Beitrag
Zum Umgang mit Vielfalt und Differenz in der Sozialen Arbeit
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2008, Seite 56 - 61
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Zum Umgang mit Vielfalt und Differenz in der Sozialen Arbeit
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2008, Seite 56 - 61
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