Die Lebenswelten junger Menschen in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert und pluralisiert. Dies gilt für junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind - wie einheimische Jugendliche auch - eine heterogene Gruppe. Obgleich es jungen Menschen mit Migrationshintergrund zunehmend gelingt, ihre interkulturellen Kompetenzen erfolgreich im Berufsalltag einzusetzen und auszuweiten, wovon Betriebe einen deutlichen Nutzen haben, wird ihr Potenzial nicht immer in angemessener Weise erkannt. So nehmen Vorgesetzte nur einen Teil der eingesetzten Kompetenzen wahr und wissen diese nicht immer zu schätzen (Settelmeyer 2008). Noch immer wird der Migrationshintergrund zu häufig als Defizit und zu wenig als Ressource verstanden. -- Wie die folgenden Abschnitte zeigen, werden Jugendliche mit Migrationshintergrund nach wie vor beim Übergang in eine berufliche Ausbildung ausgegrenzt und sind stärker von ausbildungshemmenden Entwicklungen betroffen als einheimische Jugendliche. Junge Frauen und Männer mit Migrationshintergrund verfügen in der Mehrzahl über eine gute schulische Vorbildung. Ihr Qualifizierungs- und Nachwuchspotenzial gilt es auch angesichts der anstehenden dramatischen demografischen Entwicklungen schon heute zu nutzen. Bereits jetzt stammen 27% der Jugendlichen in Deutschland aus Familien mit Migrationshintergrund, in vielen Ballungsgebieten sind es sogar über 40%. -- Die im vergangenen Jahrzehnt aufgrund des beträchtlichen Mangels an Ausbildungsplätzen verstärkt zu beobachtenden Schwierigkeiten am Übergang Schule - Ausbildung betreffen alle Jugendlichen, insbesondere junge Menschen mit Migrationshintergrund. Im Jahr 2007 liegt die Ausbildungsbeteiligungsquote von Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, d.h. der Anteil der ausländischen Auszubildenden an allen ausländischen Jugendlichen im Alter von 18 bis unter 21 Jahren, lediglich bei 24%. 1994 absolvierten noch 34% der ausländischen Jugendlichen eine duale Ausbildung. -- Die Ausbildungsbeteiligungsquote deutscher Jugendlicher ging in diesem Zeitraum in deutlich geringerem Ausmaß zurück und war 2007 mit 58% mehr als doppelt so hoch als bei den ausländischen Jugendlichen (BIBB 2009, Uhly/Granato 2006). -- Womit lässt sich der geringere Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund beim Zugang zu einer beruflichen Ausbildung erklären? Liegt es an den Bildungsorientierungen oder Strategien der Jugendlichen am Ende der Schulzeit? Unterscheiden sich diese wesentlich von den ihrer einheimischen Altersgenossen? Oder hängt es vielleicht mit ihren schulischen Voraussetzungen zusammen? Welche Auswirkungen haben strukturelle Faktoren, wie beispielsweise die Rahmenbedingungen, auf dem Lehrstellenmarkt auf die Schwierigkeiten junger Menschen mit Migrationshintergrund bei der Einmündung in eine duale Ausbildung: Sind hier auch Verdrängungsprozesse zu ihren Ungunsten wirksam? Und: Welche Auswirkungen haben die geringeren Zugangschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund zu einer beruflichen Ausbildung für ihren Bildungserfolg? -- Diesen zentralen Fragen geht der folgende Beitrag nach. --
Beitrag
Vielfalt als Chance - Junge Menschen mit Migrationshintergrund im Ausbildungssystem
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 3, Jahr 2009, Seite 190 - 196
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Vielfalt als Chance - Junge Menschen mit Migrationshintergrund im Ausbildungssystem
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 3, Jahr 2009, Seite 190 - 196
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Beltz Juventa