Wir wissen aus einer Vielzahl von Studien und Untersuchungen längst, dass eine große Zahl Jugendlicher erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang ins Berufsleben hat. Die lebensentscheidende Phase des Übergangs von der Schule in den Beruf stellt junge Menschen vor eine komplexe Aufgabe: In einem längeren Prozess von der Herausbildung beruflicher Interessen über die realistische Beurteilung persönlicher Ressourcen kommt es schließlich darauf an, berufliche Chancen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes zu erkennen und erfolgreich zu nutzen. 50% der Jugendlichen gelingt die "Synchronisierung von Wünschen und faktischen Möglichkeiten" jedoch nicht (Fend, 2005, S. 372ff.). Hartnäckig hohe Abbruchquoten von durchschnittlich 19,8% und von 25,5% im ausbildungsintensiven Handwerk bis hin zu knapp 40% (!) in einer Reihe von Ausbildungsberufen sind nicht nur Beleg für die Schwierigkeiten junger Menschen, einen passenden Berufsweg einzuschlagen (Bundesinstitut für Berufsbildung 2009, S. 150ff.), sondern auch Signal für Ineffizienzen im Übergangsmanagement Schule-Beruf. Das Nicht-Gelingen der beruflichen Integration ist für die Jugendlichen selbst mit gravierenden Konsequenzen für ihren gesamten weiteren Lebensweg verbunden - und für die Gesellschaft mit enormen sozialen Folgelasten und Kosten. -- Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA weist schon seit einigen Jahren darauf hin, dass konstant 25% der Jugendlichen als "Risikogruppe" anzusehen ist, deren berufliche Integration aus Sicht der Unternehmen "äußerst unsicher" ist (BDA, 2003, S. 7). Nach BDA-Unternehmensbefragungen und Berufsbildungsberichten der vergangenen Jahre hat ein großer Anteil Jugendlicher demnach unzureichendes Wissen über die Berufs- und Arbeitswelt, falsche Vorstellungen vom gewählten Beruf mit der Konsequenz hoher Ausbildungs-Abbruchquoten, ein stereotypes Berufswahlverhalten und ein zu enges Berufswahlspektrum, mangelhaft ausgeprägte Schlüsselkompetenzen. -- Wenn bis zu einem Viertel der Jugendlichen jeden Altersjahrgangs nicht mehr als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, wie sollen Unternehmen dann den demographischen Wandel bewältigen? Der Gesetzgeber hat auf diese Situation reagiert: Die Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) 2005 stellt die Herstellung der beruflichen Handlungsfähigkeit in den Mittelpunkt, schon die Vorbereitung auf eine Ausbildung wird erstmalig auch als Aufgabe der Berufsbildung beschrieben (BBiG, § 1, Abs. 2). Eine vertiefte Berufsorientierung und Berufswahlvorbereitung wurde 2004 in den Leistungsumfang des Sozialgesetzbuches (SGB III, § 33) aufgenommen. In ihrem Beschluss vom 6.3.2008 hat die Kultusministerkonferenz die berufliche Integration gerade leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler als Zukunftsaufgabe des Bildungssystems definiert. Es ist Aufgabe der Jugendsozialarbeit, die schulische, soziale und berufliche Integration derjenigen jungen Menschen zu fördern, die in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind (SBG VIII, § 13 Abs.1). -- Dieser Beitrag stellt ein methodisch fundiertes Diagnose- und Förderkonzept vor, das junge Menschen bei der Bewältigung des Übergangs ins Berufsleben wirksam unterstützen kann. Das hier vorgestellte Diagnose- und Förderkonzept fußt auf der AWO-Rahmenkonzeption zur Anwendung von Assessment-Verfahren im Übergang Schule-Beruf (AWO Bundesverband, 2007) sowie einer durch Stumpf, Böhme und Bolte 2008 erstellten Expertise zur Weiterentwicklung der AWO-Rahmenkonzeption. --
Beitrag
Das Integrierte Potenzial-Assessment.
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 6, Jahr 2009, Seite 421 - 428
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Das Integrierte Potenzial-Assessment.
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 6, Jahr 2009, Seite 421 - 428
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0342-2275
Beltz Juventa
Berndt de Boer / Siegfried Stumpf / Klaus Wagner