Das duale Berufsbildungssystem ist ins Gerede gekommen. Nicht von denen, die es erfolgreich durchlaufen und als nachgefragte Fachkräfte mit hohem Qualifikationsniveau verlassen und dann, ausgestattet mit beruflicher Handlungsfähigkeit, an unterschiedlichen betrieblichen Arbeitsplätzen eingesetzt werden können. Aber durch diejenigen, die keinen direkten Zugang zur dualen Berufsausbildung finden oder diese vorzeitig ohne Berufsabschluss beenden. Auf dem Weg zwischen Schule und Arbeitswelt landen zu viele junge Menschen (nach Expertenschätzungen mehr als eine halbe Million) in verschiedenen Maßnahmen des so genannten Übergangssystems. Aus diesem, häufig als "Maßnahmedschungel" oder als "Flickenteppich unüberschaubarer Einzelmaßnahmen" etikettierten "Übergangsystem" erfolgen nachweisbar zu wenige Übergänge in betriebliche Ausbildung. Stattdessen entstehen "Maßnahmekarrieren": Zu viele junge Menschen verbleiben in Warteschleifen, die ihnen Lebenszeit und der Gesellschaft Potenziale und Mittel kosten. -- Trotz vieler guter Ansätze vermitteln die Angebote und Maßnahmen des Übergangssystems in der Regel keine qualifizierte Ausbildung und anerkannten Ausbildungsabschlüsse, werden nicht als Ausbildungsabschnitt anerkannt und in einen beruflichen Bildungsgang mit Abschluss eingegliedert. -- Um Lösungen für dieses Problem zu finden, wird seit einiger Zeit nicht nur wieder verstärkt über alternative Formen des Aufbaus und Ablaufs der Berufsbildungsprozesse nachgedacht, sondern es werden zugleich auch vorsichtige Schritte zur Neugestaltung berufsbezogener Lernprozesse eingeleitet. -- Im Zuge dieser Reformbemühungen zur Gestaltung flexibler Wege in der dualen Berufsausbildung soll, so wurde es zuletzt noch im Berufsbildungsbericht 2009 verdeutlicht, der Umbau des so genannten "Übergangssystems" zu einem Ausbildungseinstieg durchgeführt werden, und zwar mit Hilfe von Ausbildungsbausteinen. -- Diese Ausbildungsbausteine sind zeitlich begrenzte, bundesweit standardisierte Einheiten. Sie enthalten alle Inhalte des jeweiligen Ausbildungsrahmenplans und weisen Bezüge zu den Rahmenlehrplänen auf. Mit ihnen sollen verlässliche, flexible Übergänge und Anschlüsse im Bildungssystem geschaffen, "Warteschleifen" reduziert und insbesondere die hohe Zahl von Altbewerbern und Altbewerberinnen abgebaut werden. Dass nun dieser Versuch der curricularen Standardisierung und Differenzierung berufsbezogener Lernprozesse in modulartigen Formen sofort massive kritische Einwände hervorruft, verwundert angesichts der Traditionslinien in der bundesdeutschen Diskussion über die Modernisierung und Strukturverbesserung der beruflichen Bildung keineswegs. Damit diese Diskussion aber nicht weiterhin auf der Ebene von Denkmodellen verbleibt, sondern auf einer abgesicherten empirischen Basis stattfindet, sollen mit dem Förderprogramm JOBSTARTER CONNECT das Konzept der Ausbildungsbausteine praktisch erprobt und die Ergebnisse evaluiert werden. -- Am Beispiel des Modellprojekts "steps plus" des Oberhausener Zentrums für Ausbildung und berufliche Qualifikation (ZAQ), einem korporativen Mitglied des Kreisverbandes Oberhausen der Arbeiterwohlfahrt, soll im Folgenden ein Ansatz zur Erprobung der Ausbildungsbausteine dargestellt werden. --
Beitrag
Ausbildungsbausteine - neue Wege in der Benachteiligtenförderung
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2010, Seite 29 - 34
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Ausbildungsbausteine - neue Wege in der Benachteiligtenförderung
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2010, Seite 29 - 34
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