Der demographische Wandel schlägt sich zuvorderst in den Kommunen nieder, wo er uns alle in unserem lebensweltlichen und sozialräumlichen Kontext betrifft. Ein Patentrezept, um ihm zu begegnen, gibt es nicht. Dazu sind seine Auswirkungen lokal zu uneinheitlich und sowohl strukturelle und kulturelle Bedingungen als auch gewachsene Akteurskonstellationen vor Ort zu unterschiedlich. Gleichwohl gibt es unseres Erachtens zumindest fünf Aspekte einer demographiesensiblen Kommunalentwicklung und (Sozial-)Planung, die in jeder Kommune Berücksichtigung finden sollten: Zunächst gilt es, Indikatoren für die Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf kommunale Politikfelder im Rahmen eines Demographiemonitorings genauer in den Blick zu nehmen, um gezielt gegensteuern zu können. Da diese Veränderungen alle Politik- und Lebensbereiche berühren, stellt der demographische Wandel eine Querschnittsaufgabe dar, die ressortübergreifend angegangen werden sollte. Zudem sollte eine vorausschauende kommunale Planung generationenübergreifend ausgerichtet sein: Einerseits kommen Maßnahmen, die der Alterung der Kommunen Rechnung tragen, in der Regel allen Generationen zugute (bspw. Barrierefreiheit). Andererseits gerät mit dem demographischen Wandel auch der althergebrachte Generationenvertrag in Schräglage, weshalb es auch um neue Formen des Miteinanders der Generationen geht (etwa im Sinne eines zivilgesellschaftlichen Generationenvertrages). Ferner werden die ohnehin an die Grenzen ihrer Handlungsspielräume stoßenden Kommunen aktuelle Herausforderungen nicht ohne die Beteiligung von Bürger/innen und Einwohner/innen bewältigen können. Die sind nicht nur Experten bzw. Expertinnen für Bedarfe vor Ort, deren Einbeziehung in die Planung und Umsetzung von Leistungen kommunaler Daseinsvorsorge ein Garant für die Akzeptanz gegenüber entsprechenden Maßnahmen ist. Vielmehr schaffen Spielräume zur Mitgestaltung und Mitentscheidung auch Lernorte für Demokratie, wodurch die Kommune als Ort gelebter Demokratie an Attraktivität gewinnt. Voraussetzung hierfür ist das Selbstverständnis einer "bürgerorientierten Kommune", d.h. zunächst eine gegenüber der Einmischung durch die Bürger/innen und Einwohner/innen offenen Grundhaltung, die Würdigung und Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements seitens kommunaler Spitzen und Verwaltung sowie deren Bereitschaft, qualifiziert in den kooperativen Dialog mit der Bürgerschaft zu treten. Darüber hinaus braucht bürgerschaftliches Engagement eine Mindestinfrastruktur vor Ort. Die Beschäftigung mit den Folgen und Konsequenzen demographischer Veränderungsprozesse gehört zu den zentralen kommunalpolitischen Herausforderungen. In den Städten und Gemeinden werden die Auswirkungen des demographischen Wandels bereits heute spürbar. Die sich wandelnden Bevölkerungsstrukturen führen nicht nur zu neuen Anforderungen an die soziale und technische Infrastruktur, sondern beeinflussen insgesamt die Rahmenbedingungen für alle gesellschaftlichen Bereiche. Kommunen können nicht nur auf die Veränderungsprozesse reagieren, sondern sollten deren Chancen nutzen und sich Handlungsspielräume erschließen.
Beitrag
Kommunale Planung und Entwicklung in der alternden Gesellschaft.
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 4, Jahr 2011, Seite 268 - 276
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Kommunale Planung und Entwicklung in der alternden Gesellschaft.
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 4, Jahr 2011, Seite 268 - 276
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Beltz Juventa
Ludger Stallmann / Brigitte Rehling / Ludger Klein