Die hohe Armutsbetroffenheit von Kindern und die vielfältigen negativen Auswirkungen auf ihre Entwicklung werden seit gut zwei Jahrzehnten in Deutschland von Wissenschaft, Praxis, Politik und Medien diskutiert. Nicht zuletzt das mittlerweile 15-jährige Engagement der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hat - verbunden mit einer finanziellen Unterstützung durch die GlücksSpirale - die Grundlagenforschung durch das ISS-Frankfurt a.M. ermöglicht. So gelang es, die Auswirkungen von Armut auf Kinder zu erforschen und zu verstehen, das sozialpolitische Bewusstsein zu schärfen und in politische Forderungen umzusetzen sowie Ansätze zur Prävention in der Praxis - auch und gerade in der verbandlichen Arbeit der AWO - zu entwickeln. Auffällig ist jedoch, dass Jugendliche in der Armutsforschung bislang nur eine randständige Rolle spielen. Zum einen ist wenig über Armutsfolgen im Jugendalter, das ganz andere Anforderungen und Entwicklungsschritte als die Kindheit hat, bekannt. Zum anderen wachsen arme Kinder oftmals zu armen Jugendlichen heran, ohne dass bislang ausreichendes Wissen über die Folgen von dauerhafter oder früher Armut vorhanden ist. Hier tun sich nicht nur Forschungslücken auf, sondern auch für die praktische Soziale Arbeit ist ein Fokus allein auf Kinder nicht ausreichend, gerade wenn das Aufwachsen im Wohlergehen gesichert werden soll, denn der Unterstützungsbedarf ist mit dem Eintritt in die Pubertät und der zunehmenden Selbständigkeit nicht beendet. Auftrag der Studie ist es, diese weißen Flecken aufzudecken und mit den Erkenntnissen aus dem einzigartigen Datensatz aus 15 Jahren Forschung zu füllen. Das Betreten von Neuland kann nicht zu einer vollständigen und abschließenden Erkenntnisgewinnung führen, sondern die Studie kann nur immer wieder Anstöße für weitere Forschungsvorhaben liefern, um die hier aufgeworfenen Fragestellungen und Ergebnisse zu vertiefen und weiterzuverfolgen. Neben dem Endbericht zur nun abgeschlossenen vierten Forschungsphase bieten Zwischenberichte einen Überblick zum Stand der Forschung über Armut im Jugendalter und den spezifischen Anforderungen in der Jugendphase (vgl. Laubstein et al. 2010) sowie eine ausführliche Darstellung des Forschungsdesigns, der methodischen Umsetzung und der Schulbildungssituation der Jugendlichen am Ende der Sekundarstufe I (vgl. Laubstein et al. 2011). Zudem greifen zwei Expertisen die während der Forschungsarbeit entwickelten Fragestellungen vertiefend auf. Zum einen wurden die Datensätze der Erhebungen 1999 und 2003/04 in Bezug auf einen möglichen Zusammenhang von "Armut und Familienform" ausgewertet (vgl. Wüstendörfer 2011). Zum anderen wurde der Frage nach "Gestaltungsansätzen der Jugendhilfe zur Bildungsförderung armer Jugendlicher im Übergang Schule - Beruf" nachgegangen (vgl. Brülle et al. 2011).
Beitrag
"Von alleine wächst sich nichts aus ..."
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2013, Seite 4 - 16
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"Von alleine wächst sich nichts aus ..."
TUP - Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit (ISSN 0342-2275), Ausgabe 1, Jahr 2013, Seite 4 - 16
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0342-2275
Beltz Juventa
Claudia Laubstein / Gerda Holz / Evelyn Sthamer