Soziale Probleme

Selbstpositionierung als Wissenspolitik

Standpunkte in Diskursen um Sexarbeit und ihre staatliche Regulierung
Zusammenfassung

Der Beitrag widmet sich der Verhandlung gesellschaftlichen Wissens zum Phänomen Sexarbeit und der Regulierung von Prostitution, welches immer wieder als besonders umkämpft erscheint. In den Blick genommen werden dabei die an den Diskussionen und Regulierungsprozessen beteiligten (oder auch davon betroffenen) Akteur*innen. Es wird danach gefragt, wie diese sich im Feld der Verhandlung von Sexarbeit und ‚guter‘ Regulierung von Prostitution positionieren, um von ihrem spezifischen Standpunkt aus in bestehende Wissensverhältnisse zu intervenieren, diese herauszufordern, zu festigen oder zu verschieben. Ansatzpunkt der Analyse sind 46 Interviews mit Akteur*innen, die in unterschiedlichen Formen und aus unterschiedlichen Positionen heraus an der Regulierung von Prostitution und/oder damit verbundenen Aushandlungen beteiligt waren und sind.
Die auf Basis des Programms der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA) durchgeführte Untersuchung verdeutlicht, dass nicht nur solche Akteur*innen, die sich selbst als politisch positionieren, in bestehende Wissensverhältnisse zu Sexarbeit und der Regulierung von Prostitution intervenieren. Gerade Selbstpositionierungen als unpolitisch und ‚neutral‘ werden als durchaus relevante Standpunkte der Einbringung, Legitimation und Durchsetzung spezifischer Deutungen zum Phänomen Sexarbeit aufgezeigt. Die vorgenommenen Selbstpositionierungen sind dabei nicht kongruent mit der Ebene der politischen Bearbeitung des Phänomens (Bund, Land, Kommune) oder der konkreten institutionell-organisatorischen Funktion, die Akteur*innen ausüben. Es finden sich ebenso Akteur*innen aus der Bundespolitik, die eine entpolitisierte Selbstpositionierung einnehmen, wie lokale Akteur*innen, die sich als politisch positionieren. Offenbar werden darüber hinaus eine übergreifende Problematisierung der in den Interviews herausgestellten Polarisierung von Debatten um Sexarbeit durch die befragten Akteur*innen und damit verbundene, unterschiedliche Strategien des Umgangs mit dieser.

Jetzt freischalten 9,98 €

Beitrag
Selbstpositionierung als Wissenspolitik
Soziale Probleme (ISSN 0939-608X), Ausgabe 2, Jahr 2023, Seite 326 - 348

Wie möchten Sie bezahlen?

Paypal

Sie erhalten den kompletten Artikel als PDF mit Wasserzeichen.

Titel

Selbstpositionierung als Wissenspolitik

Zeitschrift

Soziale Probleme (ISSN 0939-608X), Ausgabe 2, Jahr 2023, Seite 326 - 348

DOI

10.3262/SP2302326

Angebot für Bibliotheksnutzer:innen

Artikelseite content-select.com

Print ISSN

0939-608X

Verlag

Beltz Juventa

Autoren

Reiner Keller / Marlen S. Löffler / Lina Brink

Schlagwörter

Sexarbeit