Zusammenfassung: Der folgende Artikel plädiert für einen Kritikbegriff, der Kritik als öffentlichen Meta-Diskurs konzipiert, welches es Subjekten ermöglicht, all jene Logiken und Rationalitäten, die soziales Leiden verursachen, zu erkennen, zu re-artikulieren und zu re-konfigurieren. Veranschaulicht wird dies anhand einer Analyse der spezifischen Kritikformen bzw. -modi innerhalb der von flämischnationalistischen Politikern initiierten Debatte um die vermeintliche Relativität von Rassismus. Die Analyse dieser Debatte orientiert sich hierbei an einer interpretativen und funktionalen Konzeption der Diskursanalyse. Für diese Analyseheuristik ist eine Operationalisierung des poststrukturalistischen Artikulationskonzepts zentral. Im Zuge der Untersuchung werden verschiedene Arten und Weisen der kritisch-diskursiven Intervention in diese Debatte identifiziert. Dadurch können gleichsam die Grenzen bzw. Grenzmarker der "Rassismus-ist-relativ-Debatte" skizziert werden: hegemoniale Ansprüche, ideologische und metalinguistische De-Legitimierungen sowie Konkretisierungsstrategien. Die identifizierten kritischen Interventionen wurden von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure (Bürger, Aktivisten, Wissenschaftler und Politiker) innerhalb verschiedenster Medienpublikationen, im Zeitraum zwischen 2013 und 2015, artikuliert. Die Grenzen politischer Interpretationsräume werden von sozialen Akteuren durch dieses Spiel diskursiver Interventionen verhandelt und herausgefordert. Der folgende Artikel veranschaulicht, dass die meisten Kritiken der Behauptung, Rassismus sei relativ, die diesem rassistischen Diskurs zugrundeliegenden Logiken und Artikulationsformen nicht radikal genug herausfordern bzw. untergraben. Auf theoretischer Ebene sollte er zudem DiskursforscherInnen für die Differenzierung spezifischer Kritikmodi sensibilisieren, da nur durch eine solche differenzierende Identifizierung die komplexen Artikulationsformen einer öffentlichen Debatte angemessen analysiert werden können.
Schlagwörter: kritisch-diskursive Interventionen, Hegemonie, Ideologie, Metadiskurse, interpretative Analytik, Rassismus
Abstract: This paper proposes a notion of critique as a public metadiscourse that allows subjects to recognize, rearticulate and/or reconfigure the logics and rationalities that lead to social suffering. It nalyses the way critique operates in a controversy triggered by Flemish nationalist politicians who claim that racism is [a] relative [concept]. The author proposes to analyse the associated debate by means of an interpretive and functional discourse analysis. This heuristic operationalizes the poststructuralist concept of articulation. The author identifies different types of critical discursive intervention (CDI) that delineate the boundaries of the racism-is-relative debate: hegemonic claims, ideological disqualifications, metalinguistic disqualifications, and concretization strategies. Such interventions haven been articulated by citizens, activists, academics, and politicians across a variety of mostly written media between 2013 and 2015. It is through the play of discursive interventions that social actors challenge and negotiate political boundaries for interpretation. The article demonstrates that most critiques on assertions of racism being [a] relative [concept] do not undermine the logics and rationalities informing racism- is-relative discourse. It also shows that discourse analysts need to differentiate between different modes of critique in order to examine the complex acts of rearticulation that take place in any debate.
Keywords: Critical Discursive Interventions (CDI), hegemony, ideology, metadiscourse, logics, interpretive repertoires, racism
Beitrag
Challenging Nationalist Definitions of Racism
Zeitschrift für Diskursforschung (ISSN 2195-867X), Ausgabe 01, Jahr 2018, Seite 51 - 72
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Challenging Nationalist Definitions of Racism
Zeitschrift für Diskursforschung (ISSN 2195-867X), Ausgabe 01, Jahr 2018, Seite 51 - 72
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Beltz Juventa