»Ich bin in die heterogenste Schule gegangen, die man sich wohl vorstellen kann. Acht Jahre lang. Eine einklassige Volksschule in einem 200-Seelen-Dorf in Nordhessen«, so beginnt Heinz Klippert sein neues Buch. Das Ermutigende sei gewesen: Alle Schüler seien vergleichsweise breit und erfolgreich gefördert worden - die Starken wie die Schwachen, die Armen wie die Reichen. Seine Schul- und Ausbildungszeit, seine Lehrertätigkeit an einer integrierten Gesamtschule sowie seine langjährigen Erfahrungen als Lehrerfortbildner und Unterrichtsentwickler lassen den Pädagogen zu dem Schluss kommen: Die Homogenisierungsbestrebungen hierzulande sind alles andere als klug und zielführend. Sie produzieren nicht nur unzählige Schulversager, sondern lassen auch viele andere Schüler/innen deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.
Heterogenität sei gleichermaßen belebend wie leistungsfördernd, auch für die „Höherbegabten“ – so Klipperts Credo. Selektion und Ausgrenzung dagegen seien kontraproduktiv und für die Gesellschaft insgesamt höchst kostspielig. Klippert belegt, dass sich unterschiedliche Schüler bei entsprechender Lernorganisation und Qualifizierung in hohem Maße wechselseitig stimulieren und bereichern. Er zitiert Forschungsbefunde und berichtet aus der praktischen Unterrichtsarbeit. Die Starken betätigen sich als „Hilfslehrer“ und vertiefen auf diese Weise die jeweiligen Lerninhalte. Außerdem erwerben sie ganz nebenbei wichtige fachübergreifende Schlüsselkompetenzen. Und die schwächeren Schüler? Auch sie profitieren! Sie behalten ihre Wertigkeit, können besser Anschluss halten und werden durch wechselnde Kooperationspartner zeitnah gefordert und unterstützt.
Klippert belegt und konkretisiert all dieses in bewährt pragmatischer Weise. Er zeigt machbare Wege und Strategien auf, wie Lehrkräfte heterogenen Lerngruppen auf die Sprünge helfen können, ohne sich selbst dabei in grenzenloser Vorbereitungs-, Differenzierungs- und Beratungsarbeit verlieren zu müssen. Klipperts Schlüsselwort heißt „Alltagstauglichkeit“. Er setzt auf die Schüler als Helfer und Miterzieher, auf kooperatives Lernen, vielseitige Lernaktivitäten, dosierten Wahlunterricht und verstärkte Lernkompetenzförderung im Unterricht. Sein Credo: »Die Schüler können wesentlich mehr als das, was sie uns im alltäglichen Schulbetrieb zeigen. Sie müssen nur entsprechend gefordert und gefördert werden.« Das Buch schließt mit zusammenfassenden Tipps und strategischen Empfehlungen für Lehrer wie Bildungsplaner, Schulleiter wie Bildungspolitiker. Ein ermutigendes Buch.