Mittwoch, 13. September 2023

Raus aus der People-Pleasing-Falle

»People Pleaser wollen anderen gefallen und dass andere sie mögen. Um das sicherzustellen, passen sich den Erwartungen anderer an.«

Liebe Ulrike Bossmann, woran erkenne ich, ob ich ein People Pleaser bin?

People Pleaser wollen anderen gefallen und dass andere sie mögen. Um das sicherzustellen, passen sich den Erwartungen anderer an. Sie schauen mehr, was andere gerade wollen oder brauchen als was sie wollen oder brauchen und vermeiden alles, was andere eventuell enttäuschen, kränken oder belasten könnte. Wer das von sich kennt, ist mit ziemlicher Sicherheit von People Pleasing betroffen.

Im Alltag äußert sich People Pleasing auf verschiedene Weisen: Manche halten ihre Meinung zurück, scheuen Konflikte wie der Teufel das Weihwasser, andere geben alles für andere, sagen nicht Nein und grenzen sich nicht ab und wieder andere versuchen, alles perfekt und fehlerfrei zu machen – um keine Angriffsfläche für Kritik zu bieten. Typisch für People Pleaser ist es zudem, ständig ein schlechtes Gewissen zu haben und sich zu fragen, ob man etwas falsch gemacht hat.

Freundlichkeit, Empathie und Hilfsbereitschaft sind doch sehr positive Eigenschaften. Welche Probleme bringt People Pleasing mit sich?

Das stimmt. Wer jedoch immer nur schaut, dass alle anderen glücklich sind, bleibt über kurz oder lang auf der Strecke. People Pleaser verausgaben sich und erholen sich oft nicht ausreichend, weil sie so schlecht Nein sagen oder Bitten abschlagen können. Das Selbstwertgefühl von People Pleasern ist in der Regel fragil. Denn es ist eng daran gekoppelt, wie gut es ihnen gelingt, andere zufrieden zu stellen. Aber so wie Traubenzucker ein schneller, aber wenig nachhaltiger Energielieferant ist, ist das auch mit der Anerkennung von außen: Bleibt sie aus oder besteht die Gefahr, dass sie ausbleiben könnte, rauscht der Selbstwert in den Keller. Gefälligkeit führt dazu, nicht ernst genommen zu werden, weswegen People Pleaser selten den Respekt erhalten, den sie sich wünschen. In Beziehungen erlebe ich noch ein weiteres Phänomen: Nur weil Betroffene nicht oder nur sehr selten sagen, was sie frustriert, belastet oder enttäuscht, sind diese Gefühle nicht weg. Wer ständig schluckt, spuckt irgendwann – die Gefühle entladen sich zeitversetzt, die übermäßige Rücksicht kann kippen, weil sich auf der inneren Vorwurfsliste über die Zeit viel angesammelt hat. Nicht zuletzt stellen besteht das Risiko, an sich vorbei zu leben, wenn man eigene Wünsche und Sehnsüchte permanent zurückstellt.