Enzyklopädie Erziehungswissenschaft online

Fachgebiet

Biographieforschung und Biographiearbeit

Herausgegeben von Dieter Nittel (Frankfurt)

Das vitale Interesse am wissenschaftlichen Paradigma der Biographie ist seit den Anfängen der geisteswissenschaftlichen Pädagogik (Wilhelm Dilthey) bis zur modernen, empirisch orientierten Erziehungswissenschaft nahezu ungebrochen. Eine auf die Person abzielende Reflexion von Bildung, Erziehung, Sozialisation und Lernen ist und bleibt auf Biographieforschung angewiesen. In ihrer zeitgemäßen Form trägt dieser Forschungsansatz nicht nur zur Überwindung der veralteten Subjekt-Objekt-Dualität bei. Auch bei der analytischen Erschließung des komplexen Verhältnisses von Persönlichkeit, Kultur und Gesellschaft leistet es wertvolle Dienste. Das Fachgebiet deckt sowohl systematische- als auch historische- sowie methodische Ordnungsebenen ab. Das pluralistische Grundkonzept soll möglichst vielen erziehungswissenschaftlichen Subdisziplinen einen Raum eröffnen, um ihre Forschungsleistungen sichtbar zu machen. Dabei wird keineswegs auf die Präsentation praktisch-didaktischer Initiativen seitens der Biographiearbeit in den diversen pädagogischen Handlungsfeldern verzichtet. Zum Alleinstellungsmerkmal des hier präsentierten Fachgebiets gehört somit auch das Bestreben, ambitionierte Forschung auf dem Gebiet der Biographieforschung mit der Praxis der Biographiearbeit in den diversen pädagogischen Subdisziplinen möglichst eng zu verzahnen, ohne dass die Eigenständigkeit des jeweiligen Bereichs aufgegeben wird. Das Fachgebiet Biographieforschung knüpft an das klinische Modell einer Sozial- und Erziehungswissenschaft in der Tradition der Chicago School an: Einerseits wird die praktische Biographiearbeit als Medium des Verstehens und als Ort der Erkenntnisbildung in ihrer Relevanz ernst genommen, und andererseits soll der Transfer empirischer Befunde in die pädagogische Praxis intensiviert werden.

Inhaltsverzeichnis_Biographieforschung_und_Biographiearbeit.pdf (22 kB)

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